Freitag, 07.11.2025 13:41 Uhr

Zwischen Flamme und Freiheit – eine Filmkritik

Verantwortlicher Autor: Michael Fuchs Berlin, 12.10.2025, 13:00 Uhr
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Berlin [ENA] Ein leidenschaftliches Historienabenteuer voller Licht, Pathos und Aufbruch: Philippe de Brocas „Chouans! Revolution und Leidenschaft“ (Frankreich, 1988) verwebt Romantik und Revolution zu einem farbgewaltigen Panorama über Menschen, die ihre Welt neu denken. Zwischen Degenkampf, Freiheitspathos und technischer Neugier feiert der Film die unbändige Sehnsucht nach Gleichheit und Zukunft.

Es gibt Filme, die mehr sind als historische Kulisse – sie erzählen von Aufbruch, Wandel und der leisen Unruhe, wenn eine alte Welt zu Ende geht. Philippe de Brocas „Chouans!“ ist ein solcher Film: ein romantisches Epos über die Französische Revolution, über Glauben, Freiheit und den Mut, die Zukunft zu erfinden. De Broca, bekannt für seine feine Ironie, wagt hier den Balanceakt zwischen Mantel-und-Degen-Abenteuer und politischer Parabel. Schon die erste Szene – ein bretonisches Tal im goldenen Morgenlicht – ist Programm: Schönheit und Sturm, Tradition und Erneuerung. Die Revolution tobt, doch der Film bleibt nah an seinen Menschen.

Alte Ordnung, neue Träume

Jean Marais verkörpert den alten Marquis, der zwischen Vernunft und Herz, zwischen Aristokratie und Aufklärung schwankt. Er ist kein Karikaturen-Adliger, sondern ein Mann, der fliegen will – buchstäblich. Seine Begeisterung für Technik und seine Neugier auf die Freiheit machen ihn zum Symbol jener seltenen Haltung, die Wandel nicht fürchtet, sondern begreift. Wenn er in einer selbst gebauten Flugmaschine über den Feldern schwebt, wirkt das wie ein poetischer Kommentar auf die Zeit: der Mensch, der endlich lernt, sich selbst zu erheben. Im Zentrum stehen Lambert Wilson und Sophie Marceau – Revolution und Gefühl in Person. Zwischen ihnen lodert die Spannung zwischen Ideal und Instinkt, einer Gesellschaft, die Altes verliert, Neues sucht.

Licht, Farbe, Hoffnung

Visuell ist „Chouans!“ ein Fest. Kerzenlicht und Nebel, rote Fahnen im Wind, der Atem der Geschichte in jedem Bild. De Broca komponiert seine Szenen wie Gemälde von David, doch seine Figuren atmen, zweifeln, begehren – sie sind lebendig. Und das ist das Schönste an diesem Film: Er erinnert daran, dass Revolution nicht nur Kampf bedeutet, sondern Hoffnung. Dass Gleichheit, Freiheit und Neugier keine politischen Floskeln sind, sondern menschliche Träume. „Chouans!“ ist ein Film über jene seltenen Momente, in denen Geschichte und Gefühl dieselbe Sprache sprechen.

Vielleicht wirkt „Chouans!“ heute aktueller, als uns lieb ist. In einer bleiernen politischen Zeit, in der Stillstand sich wie Sicherheit tarnt und echte Veränderung zu riskant scheint, ruft der Film uns in Erinnerung, dass Fortschritt immer mit Mut beginnt. Die Gesellschaft steckt im Zögern fest – zwischen Komfort und Krise. Doch jede Epoche braucht ihre Revolution: jene leise, beharrliche Bewegung, die das Denken wieder entzündet und den Glauben an Freiheit und Gleichheit neu entfacht. Es ist Zeit für eine neue Revolution!

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